Die grafische Gestaltung von Beiträgen für Social Media ist sehr wichtig, um damit entsprechend Aufmerksamkeit zu erregen. Du achtest darauf, ein schönes Bild zu verwenden, es im Beitrag gut in Szene zu setzen, du nutzt Farben deiner CI und setzt gekonnt Icons oder kleine Grafiken ein. Aber machst du dir über die Schriftarten, die du einsetzt, auch so viele Gedanken? Oder nutzt du ganz einfach die Schriftart deiner Corporate Identity bzw. – weil es echt praktisch ist – die Schriftarten, der Canva-Vorlage, die du für deinen Beitrag verwendest?
Warum es sich lohnt, ein bisschen mehr über den Einsatz der „richtigen“ Schriftarten nachzudenken und was es dabei zu beachten gibt, erfährst du hier bei uns!
Kleine Einführung in die Typographie
Sans Serif, Kursiv, Bold, Times New Roman, Condensed… Diese Begriffe sind dir sicher das eine oder andere Mal schon begegnet, wenn du Schriften ausgewählt hast. Da kann man schon mal rasch den Überblick verlieren und sich dann einfach auf sein Bauchgefühl verlassen und die Schrift wählen, die einem einfach gut gefällt. Warum du genau das NICHT machen solltest, erfährst du später! Zuerst geben wir dir einmal einen kurzen Überblick über die Einteilung von Schriften.
Man unterscheidet im Allgemeinen 6 Schriftgruppen:
- Serif
Definition: Schriften mit Serifen. Serifen nennt man die kleinen Querstriche am oberen oder unteren Ende von Buchstaben.
Einsatz: Print- und Digitaldesign; wird oft mit Sans serif Schriften kombiniert, um ein Design aufzupeppen
Beispiele: Times New Roman, Cambria
- Sans serif
Definition: Serifenlose Schriften
Einsatz: Print- und Digitaldesign; wird oft mit Serif Schriften kombiniert, um ein Design aufzupeppen
Beispiele: Arial, Tahoma
- Slab Serif:
Definition: Schriften, bei denen die Serifen extra betont sind.
Einsatz: wenn visuell Aufmerksamkeit erregt werden möchte; bei Überschriften, für längere Fließtexte eher nicht zu empfehlen
Beispiele: Rockwell, Courier New
- Display
Definition: Plakatschriften, Signalschriften, Schriften, die durch ihr Design hervorstechen
Einsatz: Aufmerksamkeit erzielen
Beispiele: Bauhaus 93, Broadway
- Handschrift
Definition: Schriften, die der Schreibschrift nachempfunden sind
Einsatz: Gestaltungselemente, eleganter Blickfang, einzelne Wörter bzw. kurze Überschriften, eher für große Schriftgrade geeignet
Beispiele: Edwardian Script, Lucida Handwriting
- Andere Schriften
Definition: Schriftzeichen anderer Sprachen (kyrillisch, griechisch etc.), Symbole, Schriften, die den anderen Gruppen nicht zugeordnet werden können
Einsatz: bei entsprechendem Bedarf
Die Schriftgruppen sind also die grobe Unterteilung. Eine weitere Unterteilung ist dann die in Schriftarten. Jede Schriftart hat einen eigenen Namen. Zu den bekanntesten gehören Times New Roman, Arial, Tahoma oder Helvetica. Bei den Schriftarten selbst gibt es dann noch die Unterscheidung der verschiedenen Schriftschnitte: normal, kursiv und fett. Außerdem gibt es dann noch die verschiedenen Schriftstile. Diese umfassen zum Beispiel die Farbe der Schrift, den Abstand der Buchstaben zueinander oder eine Unterstreichung.
Was ist eine „gute“ Schriftkombination?
Meg Reid schreibt in Ihrem Beitrag auf 99designs.com: „Eine starke Schriftkombination ist wie eine gute Beziehung. Die Schriftarten müssen ein paar grundlegende Gemeinsamkeiten haben, aber gleichzeitig auch ihre Individualität erhalten.“ Diese Beschreibung trifft den Nagel auf den Kopf! Schriftarten, die einander zu ähnlich sind, wirken in Kombination rasch langweilig –zwei dominante Display-Schriftarten hingegen wirken unruhig.
Mit den folgenden 6 Tipps findest du rasch das für dich optimale Schriftenpaar:
- Wenn du Schriftarten derselben Schriftgruppe kombinierst, achte darauf, dass die Schriftarten einander nicht zu sehr ähneln. Nutze bei einem Schriftpaar aus der gleichen Schriftgruppe unterschiedliche Schriftschnitte, -größe und Schriftstile. Damit erzielst du einen dezenten Effekt, das Design erscheint nicht langweilig.
Gutes Beispiel bei Kombination aus gleicher Schriftgruppe: Arial und Tahoma aus der Schriftgruppe sans serif, Tahoma mit höherer Schriftgröße, Schriftschnitte fett und kursiv kombiniert.
- Achte darauf, nicht zwei Schriftarten zu kombinieren, die beide für sich gesehen schon recht dominant sind. 2 Schriften aus der Gruppe Display oder 2 Schriften aus der Gruppe Handschrift wirken meistens sehr unharmonisch und unruhig.
Schlechtes Beispiel: Ravie und Bauhaus 93 aus der Schriftgruppe Display.
- Wähle für längere Textabschnitte Schriften, die leicht lesbar sind. Dies sind Schriften aus den Schriftgruppen Serif und Sans serif. Handschrift-Schriften sind beispielsweise mühsam zu lesen, wenn sich der Text über mehrere Zeilen erstreckt und keine entsprechende Schriftgröße hat.
Schlechtes Beispiel: Längerer Fließtext in Freestyle Script, Schritgröße 16pt
- Wähle Schriften, die gut zusammenpassen und dich und dein Unternehmen repräsentieren. Es kann durchaus sein, dass du eine Schrift persönlich wunderschön findest, diese aber leider einfach nicht zu dir und deinem Unternehmen bzw. deinem Corporate Design passt.
- Auch bei Schriften gibt es Modeerscheinungen und Trends. Vor einigen Jahren war zum Beispiel die Schriftart Lobster sehr in Mode und online sowie auf Printplakaten sehr präsent. Das Problem bei trendigen Schriftarten ist: wenn du sie nutzt, hebst du dich nicht mehr von der Masse ab, sondern gehst darin unter. Wir raten dir deswegen, Schriften nicht nach persönlichem Geschmack oder aktuellen Trends, sondern rein nach designtechnischen Gesichtspunkten auszuwählen.
- Achte darauf, dass die Schriften auch bei kleineren Schriftgrößen gut lesbar bleiben. Social-Media-Posts werden meist auf einem kleinen Smartphone-Screen angesehen, besonders bei Schriften aus der Handschriften-Gruppe kann es sein, dass sie in dieser Größe nur mehr schwer lesbar sind. Nutze Handschriften daher lieber nur für kurze Überschriften in möglichst großem Schriftgrad.
Schriftkombinationen, die gut funktionieren
Wir wollen euch hier ein paar Beispiele für Schriftkombinationen vorstellen, die gut funktionieren und erklären euch auch, warum die beiden so gut harmonieren.
Sans serif (Montserrat) kombiniert mit Serif (Roboto Slab). Die geometrische Montserrat mit der großzügigen Laufweite in Kontrast zu den betonten Serifen und der eher gestauchten Laufweite der Roboto Slab.
Die elegante und weiche serifenlose Raleway harmoniert sehr gut mit einer dynamischen Handschrift, wie hier zum Beispiel mit Disruptors Script.
Playfair Display & Lato: Serif (Playfair). kombiniert mit Sans serif (Lato). Die elegante und ein wenig verspielt wirkende Playfair bildet einen attraktiven Kontrast zur modernen und zurückhaltenden Lato.
Der geradlinigen und nüchternen Roboto wird hier mit der Zico Display eine präsente und dominante Schriftart zur Seite gestellt.
Probiert es einfach einmal selbst aus und entdeckt neue Schriftarten und Schriftkombinationen! Für mehr Inspirationen für Schriften und gelungene Schriftkombinationen empfehlen wir euch folgende Websites:
https://www.fontpair.co/ (englisch)
https://typ.io/ (englisch)
Viel Spaß beim Entdecken von Schriften!